top of page
  • SCMF

5 Fragen an... die Festivalleitung

Peter Wüthrich (66) ist als Präsident des Vereins Swiss Chamber Music Festival (SCMF) für die strategische Entwicklung des Festivals verantwortlich. Christine Lüthi (52) prägt das SCMF als Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin vor allem musikalisch.

1. Was macht das Swiss Chamber Music Festival für Sie besonders?


Peter Wüthrich: Unser Festival zeichnet eine besondere Vielfalt aus, die es an anderen Festivals in der Schweiz so nicht gibt. Vor den Konzerten gibt es Hörspaziergänge, danach After-Concert-Apéros, an denen man den Musikerinnen und Musikern in ungezwungenem Rahmen begegnen kann. Oftmals spielen sie da auch noch spontan etwas. Austausch, Begegnung, die Verbindung zwischen Jung und Alt sowie Nahbarkeit sind zentrale Elemente des Swiss Chamber Music Festivals.

Christine Lüthi: Es ist uns ein Anliegen, die klassische Musik zu den Leuten zu bringen. Auch zu jenen, die vielleicht noch Berührungsängste haben. Das erreichen wir einerseits durch die Begegnung von Musikstilen: Klassik trifft auf Jazz oder auf Volksmusik. Andererseits veranstalten wir immer wieder Konzerte an überraschenden Orten – in Turnhallen, auf der Engstligenalp oder, wie dieses Jahr, in der ehemaligen Zündholzfabrik Frutigen. In der Stadt kennt man dieses Konzept des besonderen Konzertortes bereits, aber im Berner Oberland ist das noch ziemlich neu.


2. Auf welches Konzert freuen Sie sich speziell und warum?

Christine Lüthi: Ich muss drei nennen: Im März trafen sich die drei Preisträger des Orpheuswettbewerbs an einem gemeinsamen Workshopwochenende mit den jeweiligen Komponisten ihres Uraufführungsstücks. Das Kebyart-Ensemble traf sich mit dem serbischen Komponisten Nemanja Radivojevic, das Duo Percussion CYTi mit dem Schweizer Léo Albisetti und das Opalio Trio mit dem Armenier Aram Hovhannisyan. Ich bin unglaublich gespannt, was seit dem ersten Beschnuppern im Frühling passiert ist und freue mich auf die drei Uraufführungen. Das sind jedes Jahr wieder spezielle Momente.

Peter Wüthrich: Ich freue mich sehr auf das Eröffnungskonzert, an dem das Orchester Stringendo Zürich auf das Duo Flückiger-Räss mit der Jodlerin Nadja Räss und dem Schwyzerörgeli-Spieler Markus Flückiger trifft. Es ist das erste Konzert und somit ein Türöffner für das ganze Festival. Nadja Räss tritt zum ersten Mal am Swiss Chamber Music Festival auf und ich schätze sie sehr, weil sie eine aussergewöhnliche Jodlerin ohne Scheuklappen ist und sich zudem sehr für Musikvermittlung einsetzt. Sehr gespannt bin ich auch auf das Konzert in der Zündholzfabrik.


3. Gibt es jemanden oder ein Ensemble, das Sie schon lange gerne nach Adelboden einladen möchten?

Christine Lüthi: Ich habe gerade eben eine Zusage für das Eröffnungskonzert nächstes Jahr bekommen und freue mich unglaublich, dass das geklappt hat. Das ist ein Ensemble, von dem ich mir schon lange gewünscht habe, dass es einmal an unserem Festival spielen wird. Aber ich lasse die Katze noch nicht aus dem Sack und verrate nicht, wer es ist. Ansonsten freue ich mich immer, wenn wir es schaffen, Musiker auf der Bühne zusammenzubringen, die noch nie miteinander gespielt haben. Ungewöhnliche Kombinationen zu schaffen, musikalische Welten zu verbinden, das ist meine Passion.

Peter Wüthrich: Namen möchte ich auch keine nennen. Aber ich wünsche mir regelmässig Weltklassemusiker in Adelboden, die sich nicht scheuen, den Kontakt mit unserem Publikum zu suchen und an den After-Concert-Talks mitmachen. Das ist jedes Mal eine Bereicherung für uns und für das ganze Festival. Gerade auch bei Musikerinnen und Musikern, die sonst in grossen Hallen spielen, wo kaum ein echter Austausch zum Publikum entstehen kann.


4. Wie ist die Gefühlslage kurz vor Festivalbeginn: Liegen die Nerven blank oder kehrt langsam Ruhe ein?

Peter Wüthrich: Moment, ich messe kurz meinen Puls… liegt alles noch im normalen Bereich, glaube ich (lacht). Ich bin momentan noch die Ruhe selbst. Es ist ja mein erstes Festival als Präsident, aber ich vertraue Christine und ihrem grossen Erfahrungsschatz. Ausserdem weiss ich, dass wir auch an Kurzfristiges und Unvorhergesehenes pragmatisch herangehen und immer eine Lösung finden.

Christine Lüthi: Es kribbelt extrem und ich freue mich sehr, dass wir einen sehr guten Vorverkauf hatten. Die Nerven liegen also nicht blank und ich schlafe sehr gut – wenn ich denn schlafe.


5. Erinnern Sie sich, was am Anfang Ihrer Liebe zur Klassik stand?

Peter Wüthrich: Ich war am ersten Jahr am Wirtschaftsgymnasium und bekam einen alten Lenco-Plattenspieler geschenkt. Meine erste Schallplatte war ein Album von Black Sabbath, die zweite war Bolero von Ravel. Das ging ganz tief ins Herz. Danach kam lange nichts mehr Klassisches, bis ich während des Studiums in Bern den Berner Bach Chor entdeckte.

Christine Lüthi: Das war in der fünften Klasse, im Kinderchor. Wir durften im Berner Münster die Matthäuspassion von Bach mitsingen. Wir hatten zwei ganz kurze Choraleinsätze, die restlichen zweieinhalb Stunde mussten wir stillsitzen. Die Chorfrauen steckten uns während der Aufführung Bonbons zu, damit wir ruhig sind (lacht). Das war grossartig: Dieses Werk in dieser schönen Umgebung zu hören! An diesem Konzert entstand der Wunsch, Oboistin zu werden – und ich wurde es schliesslich auch.

0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page